Unser Weg zur Photovoltaikanlage und Wärmepumpe: Ein Erfahrungsbericht

Unser Weg zur Photovoltaikanlage und Wärmepumpe: Ein Erfahrungsbericht

In diesem Beitrag wollen wir Sie mitnehmen auf unserer langen Reise zur eigenen Photovoltaikanlage und Wärmepumpe. Diese Reise war von Aufs und Abs geprägt, wie vermutlich bei so vielen. Vielleicht spiegelt der Bericht Ihre Erfahrungen – vielleicht können wir Ihnen bei Ihrer Reise ein paar Tipps geben. Auf jeden Fall können wir vermelden: unser Privathaus und unser Büro werden nun mit einer Wärmepumpe beheizt und unser Strom kommt mit aus unserer eigenen Photovoltaikanlage auf dem Hausdach. Und den zusätzlich benötigte Strom beziehen wir über(schon lange) beim Stromanbieter Naturstrom AG.

Wie unsere Reise begann

Tja, das ist schon eine geraume Zeit her: Im Frühjahr 2021 keimte so langsam der Beschluss, dass wir es nun angehen sollten. Unsere bisherige Gasheizung, die durch einen Solarkollektor zur Warmwasseraufbereitung unterstützt wurde, setzte immer öfter aus. Unser Installateur wollte diese nicht mehr warten, da man nicht wusste, ob dadurch noch mehr Störfälle auftreten würden. Zudem hat die Stadt Ludwigsburg unser Viertel zur Energiewende aufgerufen und bot Informationsveranstaltungen zum Thema an.

So nahmen wir auch an einer Informationsveranstaltung teil und es klang ganz gut, was wir dabei erfuhren:

  • Da wir bereits eine eingebaute Fußbodenheizung haben, kann grundsätzlich eine Wärmepumpe in Frage kommen.
  • Eine unserer Dachflächen ist nach Süden ausgerichtet und hat eine große, unbeschattete Fläche: perfekt für eine Photovoltaikanlage.
  • Es gibt viele Förderungsmöglichkeiten von der BAFA, so dass bis zu 35 % aller Kosten, die in Verbindung mit einem neuen Heizsystem stehen, gefördert werden können. D.h. es werden auch Kosten aus notwendigen Malerarbeiten, neuen Fußböden etc. gefördert.
  • Und ein Energieberater kann einen Energiefahrplan aufsetzen für den es 5% Förderung für die Maßnahmen gibt. D.h. um einen Energieberater, der genau für das Gebäude die richtigen Maßnahmen festlegen kann, kommt man nicht herum.

Unsere Zeit mit einem Energieberater

Und damit begann leider ein langes Ab: es war gar nicht so leicht, einen Energieberater zu finden. Es gibt zwar eine offizielle Liste aller Energieberater für unsere Stadt, aber die, die wir anschrieben, antworteten erst gar nicht oder hatten keine Zeit. Nach einigen Fehlversuchen hatten wir endlich einen Energieberater aus der Nachbarstadt gefunden und er wollte im August zu uns kommen, um sich alles anzuschauen und unsere Gedanken aufzunehmen.

Der Termin war da, der Energieberater kam angeradelt. Wir dachten er passt gut zu unserem Vorhaben, wenn er selber sehr ökologisch eingestellt ist und herradelt. Er machte Fotos, hatte viele Fragen, die wir oft nicht beantworten konnten. Unser Haus wurde im Jahr 2000 geplant und 2003 fertiggestellt. Da gab es noch keine Vorgaben zur Wärmeisolierung und damit auch keine Daten dazu. Zur Sicherheit wollte er noch bei der Baubehörde nachfragen, ob da was vorliegt. So stellten wir die Berechtigung aus – und begannen zu warten.

Lag es nun an der Behörde oder an unserem Energieberater, dass sich das ganze bis in den Oktober hinzog? Wir können es nicht sagen. Im Oktober hörten wir dann von unserem Energieberater wieder, dass die Behörde leider auch keine weiteren Unterlagen zu unserem Haus hat und er sich nun an den Sanierungsfahrplan setzt.

Sie ahnen es schon, oder? Die Zeit zog sich dahin, wir fragten immer mal wieder nach, aber es wurde Mitte Januar 2022 bis wir den Sanierungsfahrplan zugeschickt bekamen. Mit dem Hinweis, wir könnten uns ja melden, wenn wir Fragen hatten. Was ist denn das für eine Aussage? Natürlich hatten wir jede Menge Fragen. Also haben wir einen Termin noch im Januar 2022 ausgemacht.

Dieser Termin war leider sehr enttäuschend, denn wir bekamen keine bis sehr wenig Antwort auf unsere vielen Fragen:

  • Ist bei uns eine Erdbohrung erlaubt? Was kostet diese?
  • Mit welchen Systemen, Handwerkern hat unser Energieberater gute Erfahrungen gemacht. Was kann er uns empfehlen?
  • Warum ist ein Lüftungssystem im Energiefahrplan enthalten? Das macht doch bei uns keinen Sinn, oder?
  • Und warum ist unsere Fußbodenheizung bei der Berechnung nicht berücksichtigt? Die Antwort war: „Ach, sie haben eine Fußbodenheizung.“

Also noch mal ein Termin bei uns vor Ort. Diesen haben wir gleich vereinbart – aber da kam dann bei uns Corona gleich mehrmals dazwischen, so dass wir den Termin absagen mussten. Und auch hier waren die Reaktionen merkwürdig: melden sie sich halt, wenn es wieder bei ihnen geht, das war alles.

Die Entscheidung

Wir hatten somit viel Zeit zum Nachdenken – und kamen zu dem Schluss: Unser Vorhaben mit diesem Energieberater auszuführen hat keinen Sinn. Einen (völlig falschen) Sanierungsfahrplan haben wir ja jetzt. Außerdem haben wir uns inzwischen selber bei der Stadt schlau gemacht: eine Erdbohrung kommt auf Grund unseres Gesteins nicht in Frage. Somit war klar, es wird eine Kombination aus Luft-Wärmepumpe und Photovoltaik werden. Und unser Elektriker für die Photovoltaikanlage war auch gesetzt. Dieser wohnt bei uns in der Nachbarschaft und hat bisher auch immer alles an Elektrik in unserem Haus gemacht. Das war immer alles sehr gut, wenn auch nicht gerade billig. Somit fehlt doch nur noch ein Heizungsbauer.

Also, lass uns unseren Elektriker fragen: vielleicht kennt er ja einen Heizungsbauer, mit dem er schon oft und gut zusammen gearbeitet hat. Und kann uns somit weiterhelfen.

Unser Elektriker

Gesagt, getan. So haben wir im März 2022 unseren Elektriker angesprochen. Er meinte, dass er sich inzwischen in die Richtung Luft-Wärmepumpe weiterentwickelt habe und mit Hilfe vom Hersteller von Wärmepumpen uns ein Angebot sowohl für die Photovoltaikanlage als auch die Wärmepumpe vorlegen könnte – und auch die Arbeiten selbst übernehmen könnte. So hatten wir bereits 2 Wochen später einen Vertreter des Heizungsanbieters und unseren Elektriker im Haus. Diese haben alles angeschaut, sich die Verbrauchswerte an Gas und Strom der letzten 3 Jahre geben lassen. Daraus haben sie zusammen die Anlage geplant und wir hatten 2 Wochen später die beiden Angebote auf dem Tisch. Nicht billig – aber im Rahmen.

Ja, und inzwischen hatte leider der Ukraine-Krieg begonnen. Ein weiterer Grund (neben dem ökologischen Aspekt) schnell weg vom Gas zu kommen. Denn so lange wir russisches Gas beziehen, finanzieren wir ja doch irgendwie den Krieg mit!

Somit war unsere Entscheidung gefallen: genauso machen wir’s. Ein Lichtblick!

Die Förderanträge

Somit war der Schritt gekommen, die Förderanträge bei der BAFA für die Wärmepumpe und unserer Stadt für die Photovoltaikanlage und Batterie zu stellen. Das war natürlich nicht so einfach. Wir haben uns bei der BAFA auf deren Homepage schlau gemacht. Da muss man schon ein wenig guten Willen, Zeit und Durchhaltevermögen mitbringen. So gab es etliche Rückfragen von uns zur Wärmepumpe an unseren Elektriker.

Unsere Tipps dabei:

  • Es werden alle Kosten, die im Zusammenhang mit der Installation und Inbetriebnahme der Wärmepumpe stehen gefördert. So haben wir aus den technischen Datenblättern den Stromverbrauch der Wärmepumpe ermittelt. Dem gegenüber haben wir die Stromerzeugung unserer Photovoltaikanlage gestellt. Und konnten somit ca. 40 % der Kosten für die Photovoltaikanlage mit einreichen – und diese wurden auch genehmigt.
  • Auch die Abtrennung von der Gasleitung, die automatisch mit anfällt, wenn kein Gas mehr im Haus abgenommen wird, konnten wir in den Förderantrag nehmen.
  • Und wir haben pauschal für Malerarbeiten einen Betrag eingereicht. Hier hat eine einfache Schätzung von uns gereicht – ohne dass wir ein offizielles Angebot einholen mussten.
  • Ja, und lieber ein wenig aufrunden und zu hoch schätzen. Denn wenn später die Rechnungen höher ausfallen, als der bewilligte Betrag, dann schaut man in die Röhre. Nachreichen geht leider nicht.
  • Machen Sie Sich bei Ihrer Stadt schlau, ob hier auch Förderprogramme bestehen. Es war bei uns nicht soo viel, aber die Personen bei der Stadt waren sehr hilfsbereit und unser Antrag wurde zeitnah bearbeitet und bewilligt.

Meldung an das Finanzamt

Ja, und da war ja auch noch das Finanzamt. Denn mit Betrieb einer Photovoltaikanlage wird man ja automatisch zum Unternehmer. Dies muss man zunächst formlos beim Finanzamt anzeigen (dies ist nun nicht mehr notwendig: Siehe BMF-Schreiben vom 12. Juni 2023) . Wir bekamen dann einen Informationsbrief zugeschickt und mussten in ElsterPortal den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung von Einzelunternehmen ausfüllen. Dies ist nun nicht auch nicht mehr notwendig (siehe unseren Blogartikel dazu und das BMF-Schreiben vom 12. Juni 2023. Denn die Einnahmen aus der Photovoltaikanlage unterliegen rückwirkend ab dem 01. Januar 2022 keiner Einkommenssteuer mehr. Somit müssen wir nun keine EÜR mehr für die Photovoltaikanlage erstellen. Und auf den Rechnungen ab dem Jahr 2023, die im Zuge der Installierung einer Photovoltaikanlage entstehen, ist der Umsatzsteuersatz auf 0 % gesenkt worden. Diese Vereinfachung traf bei uns leider noch nicht zu.

Nun hieß es warten

Zum Einen, bis die Förderungsanträge bewilligt waren und zum Anderen auf die Nachricht vom Elektriker, wann endlich alle Teile verfügbar sind. Das war schon vorher schwierig – aber inzwischen hatte ja der Ukrainekrieg begonnen und hat die Liefersituation weiter massiv verschlechtert.

So strich die Zeit dahin: am Schnellsten war die Stadt. Hier kam die Bewilligung bereits innerhalb eines Monates, bei der BAFA zog es sich nochmal ein, zwei Monate länger hin. Tja und der Elektriker kam immer wieder mit Zwischeninformationen vorbei, was er wo bekommt oder eben nicht. So haben wir wieder Eigeninitiative entwickelt und uns selber auf die Suche nach Photovoltaikmodulen gemacht – und wirklich sogar einen deutschen Hersteller gefunden, der zu diesem Zeitpunkt eine Lieferzeit von 4 – 6 Wochen hatte. Schnell die Nachricht an den Elektriker weitergegeben. Und Tatsache er hatte Anfang August alles – bis auf den Wechselrichter – zusammen und wollte Ende August loslegen.

Die Anlage wird montiert

Wir bekamen kurzfristig Mitte August den Auftrag, ein Loch für das Fundament zur Aufstellung der Luft-Wärmepumpe zu graben. Zum Glück nahmen wir das gleich in Angriff, denn kurz danach wurde bereits das Gerüst gestellt – und wir wären nicht mehr an die Stelle hingekommen.

Und dann rückten die Elektriker an, nahmen unsere komplette Garage und ein Teil des Kellers für Werkzeug und Geräte in Beschlag und fingen an, an verschiedenen Ecken zu arbeiten. Vorbereiten des Daches, Schienen montieren und parallel im Keller Löcher bohren, Wasserleitungen für die Wasserspeicher ziehen, Stromkabel verlegen. Eine Woche später kamen die Photovoltaikmodule und wurden ruck-zuck bei großer Sommerhitze montiert. Ja und welch glückliche Nachricht: auch der Wechselrichter war inzwischen eingetroffen.

Wieder eine Woche später wurde die Photovoltaikanlage und die Wärmepumpe im Probebetrieb genommen. Bei der Wärmepumpe mussten noch Kleinigkeiten nachjustiert werden. Und dann war eine kurze Pause, bis ein Vertreter des Heizungsherstellers offiziell die Wärmepumpe in Betrieb nahm. Kurz darauf wurde die alte Gasheizung ausgebaut und abtransportiert.

Nun mussten wir die Stadtwerke informieren, dass wir kein Gas mehr benötigen und eine Photovoltaikanlage besitzen. Weiter musste der Elektriker einige Unterlagen von den Stadtwerken ausfüllen. Denn die Stadtwerke müssen zum Einen den Gaszähler ausbauen – und bei uns auch den gesamten Gasanschluss in der Straße und zum Anderen einen neuen Stromzähler einbauen. Denn unser bisheriger Stromzähler konnte nicht anzeigen, wie viel Strom wir einspeisen bzw. vom Netz beziehen. Das alles passiert natürlich nicht umsonst – und es braucht wieder Zeit.

Zwischendurch konnten wir noch im Marktstammregister unsere Photovoltaikanlage und die Batterie eintragen. Denn das ist Pflicht in Deutschland. Leider ging das nicht komplett alleine – auch hier gab es Rückfragen an unseren Elektriker. Und er brauchte die Unterlagen wiederum für die Stadtwerke. Sehr nett: als Laie kann man mit so ziemlich jeder einzelnen Angabe in den Formularen überhaupt nichts anfangen. Ohne den Fachbetrieb oder den Energieberater geht es nicht.

Ja und da die ersten Rechnungen vorlagen, konnten wir über die Umsatzsteuervoranmeldung die bezahlte Vorsteuer für die Photovoltaikanlage erklären und uns vom Finanzamt erstatten lassen. Für alle restlichen Beträge mussten wir weiter in Vorleistung gehen.

Die offizielle Inbetriebnahme

Der Gaszähler wurde im Oktober 2022 in unserem Haus ausgebaut. Die Schlussrechnung für das Gas kam dann Ende November 2022. Und der Rückbau des Gasanschlusses in der Straße erfolge im Februar 2023.

Der Einbau des Stromzählers erfolgte im März 2023 – und damit auch die Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage. Juchhuh, es war geschafft. Nach fast 2 Jahren!

Und die technischen Anlagen laufen tadellos. Über eine App können wir verfolgen, wann wie viel Strom produziert und verbraucht wird. Dadurch entwickeln wir ein neues Gefühl für unsere Stromverbraucher: Backofen und Herd ziehen sehr viel Strom. Waschmaschine und Spülmaschine werden dann angemacht, wenn die Sonne scheint. So können wir unser Verhalten ein wenig an die eigene Stromerzeugung anpassen. Klappt mal mehr und mal weniger. Aber ein Anfang ist gemacht.

Ja und gefroren haben wir diesen Winter auch nicht, die Wärmepumpe hat ausreichend Wärme erzeugt – und auch zum Baden war genug warmes Wasser da. Also alles gut und erledigt?

Nein, noch nicht ganz: denn die Auszahlungen der bewilligten Förderanträge mussten nun mit den tatsächlich angefallenen Kosten neu beantragt werden. Und natürlich reichten die Rechnungen und darauf enthaltenen Angaben nicht aus. Sondern es wurden einige weitere technische Daten verlangt und der Nachweis, dass die Eintragung ins Marktstammdatenregister erfolgt ist. Somit musste uns hier unser Elektriker wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Nun heißt es wieder warten bis die Beträge bewilligt und auf unserem Konto sind. Wir sind gespannt wie lange es diesmal dauert – und müssen sagen: so schön die Förderungen sind. Diese zu beantragen kostet wahnsinnig viel Zeit, erfordert viele Rückfragen – und fließen erst sehr viel später, als die Rechnungen bezahlt werden müssen. Alles in allem wirden da wohl locker zwei Jahre ins Land gezogen sein – und wir wissen aktuell noch nicht, ob die BAFA Rückfragen haben wird. Man fühlt sich da wirklich wie vor Gericht oder auf hoher See.

Und was bleibt: die Umsatzsteuervoranmeldungen müssen quartalsweise weiter regelmäßig ausgefüllt und abgegeben werden.

Unser Fazit

Es war ein langer Weg vom Anfang der Idee bis zur Umsetzung: vom August 2021 bis zur Inbetriebnahme im März 2023 – und die Fördergelder sind noch nicht geflossen. Der Weg war manchmal beschwerlich und wir sind froh, am Ende zu sein. Die Bürokratie haben auch wir als beschwerlich empfunden. Und ohne sich selber ein wenig in die Materie einzulesen und durchzusuchen ging es bei uns nicht.

Aber: es ist ein gutes Gefühl seinen eigenen Strom zu erstellen und kein Gas mehr zu verbrauchen. Der eigenproduzierte Strom wird im Winter nicht reichen – dazu ist es einfach in unseren Breitengraden zu lange dunkel und bewölkt. Aber es ist ein Beitrag. So können wir hier kundtun: das Büro von Kontolino! wird nun mit einer Wärmepumpe beheizt und durch eigenen Strom aus der Photovoltaikanlage betrieben – wenn es nicht reicht, wird der Restbedarf von der Naturstrom AG bezogen.

P.S.: mehr zu unserem Umweltschutz können Sie auf unserer entsprechenden Seite nachlesen.