Schnell. Laut. Fail! – Wie man es mit dem Marketing schnell übertreiben kann

Schnell. Laut. Fail! – Wie man es mit dem Marketing schnell übertreiben kann

Auf dem StartupBrett schreibt Lukas über ein recht trauriges Phänomen der Startup-Szene: manch ein Gründer(team) versucht, mit lauter und planloser Werbung möglichst schnell möglichst viel Staub um das eigene neue Business zu aufzuwirbeln.
Die Hoffnung dabei: je schneller sich der neue Markenname verbreitet, je mehr Medien irgendwas über uns schreiben, desto schneller geht die Rakete so richtig ab.

Dabei gilt es ernsthaft zu bedenken, ob schnelles, raketenartiges Wachstum wirklich wünschenswert für ein neues Business ist.

Natürlich spricht absolut nichts gegen einen gigantischen Ansturm von Interessenten oder gar Kunden, wer hätte nicht gerne gleich im ersten Quartal Umsätze in Millionenhöhe?

Es gibt – neben Lukas‘ wirklich lesenswerten Argumenten – noch ganz andere Themen zu bedenken. So sollte man sich stets die Frage stellen, ob das eigene Produkt oder der eigene Service denn schon reif für die Massen ist. Stellen Sie sich vor einer breit angelegten Kampagne unbedingt die Frage, ob Sie es wirklich handhaben können, wenn in zwei Wochen plötzlich ein paar Tausend Bestellungen eingehen. Oder auch nur Anfragen.

Wenn ich da so auf unsere eigenen Anfangszeiten zurück schaue, muss ich ganz offen eingestehen, dass wir vermutlich unter zu vielen Kunden sehr schnell zusammengebrochen wären. Unsere Software war ganz zu Anfang noch ein wenig – naja – ausbaufähig. Ab und an gab es Serverausfälle und Anwendungsfehler, und selbst in der Buchhaltung gibt es Themen, die auslegungsfähig sind.

Ich bin ganz froh, dass unser Wachstum ein graduelles war. Wir hatten glücklicher Weise einen Start mit einigen wenigen Kunden, die uns geholfen haben, das richtige auf die richtige Weise zu tun. Early Adopters, die auch einmal eine Nacht auf eine Fehlerkorrektur oder ein paar Tage auf ein Feature warten konnten.

Nicht auszudenken, was hier los gewesen wäre, wenn ein dummer Softwarefehler gleich hunderte oder tausende User betroffen hätte, und jeder direkt angerufen oder eine Mail geschickt hätte. Für die Behebung des Fehlers hätten wir gar keine Zeit mehr gehabt….

Wir hatten das Glück, dass Kontolino! eher langsam loslegte, wir mit einigen loyalen Kunden anfangen konnten, die nicht gleich davon gesprungen sind, wenn einmal ein Button anstatt etwas zu bewirken, einen Anwendungsfehler hervorbrachte.

Großmäulig angepriesen und dann voll versagt – das wäre viel zu oft das Urteil über Kontolino! gewesen, wenn wir es auf diese Weise versucht hätten. Der ganze Lärm wäre nach hinten losgegangen und wir hätten hunderte, vielleicht tausende Interessenten ein für allemal davon überzeugt, dass wir ganz sicher nicht der richtige Anbieter sind. Eine zweite Chance zu bekommen, ist eine ziemlich harte Aufgabe als Cloud-Anbieter, wo die Konkurrenz nur zwei Mausklicks entfernt ist.